Veröffentlicht:
15. Februar 2023
Zuletzt aktualisiert:

Vier wichtige Aspekte des Energiemanagements in Skandinavien im Jahr 2023

Die skandinavischen Länder sind auf allen Ebenen führend: beim Verkauf von Elektrofahrzeugen (EVs), beim Anteil erneuerbarer Energien am Strommix und bei der Einführung neuer Technologien, wie zum Beispiel der Wärmepumpe. Darüber hinaus ist der Rollout intelligenter Stromzähler (auch als Smart-Meter-Rollout bekannt) in allen skandinavischen Ländern bereits vollständig abgeschlossen (zuschauen und lernen, Deutschland ;) ).

Die frühzeitigen und umfangreichen staatlichen Subventionen für EVs, Anreize und Steuerbefreiungen haben dort sehr reife Märkte für E-Autos entstehen lassen. Am weitesten in der Entwicklung ist Norwegen: Im Jahr 2022 waren dort rekordverdächtige 
 80 Prozent aller verkauften Neuwagen E-Autos. Das Land hat eine ausgedehnte Ladeinfrastruktur mit über 16.000 Ladepunkten aufgebaut, davon 5.600 Schnell-Ladesäulen, – eine große Herausforderung für das nationale Stromnetz.

Skandinavien gewinnt obendrein auch das Rennen um die Wärmepumpen. In Norwegen gibt es zum Beispiel pro vier Personen eine Wärmepumpe – und die werden bekanntlich zu fast 100 Prozent mit erneuerbarem Strom betrieben. In Finnland entscheiden sich inzwischen 70 Prozent der Bauherr:innen von kleineren Neubauten für eine Wärmepumpe. 

Es ist also nicht verwunderlich, dass die skandinavischen Länder weit vorne liegen bei schneller und flächendeckender Verbreitung von Erneuerbare-Energien-Anlagen. Doch was ist in Zukunft zu erwarten? Im Wesentlichen bedeutet der enorme Anstieg der dezentralen Energieressourcen, dass die Einführung hochentwickelter digitaler Lösungen entscheidend ist, um sicherzustellen, dass Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind und die Netzgrenzen nicht überschritten werden.

Werfen wir also einen Blick auf einige der größten Trends und Herausforderungen, die für das Energiemanagement in Skandinavien im Jahr 2023 zu erwarten sind.

1. Zunahme von PV-Aufdachanlagen und HEMS 

Aufgrund ihrer Abhängigkeit von Wasser-, Wind- und Kernkraft haben sich die skandinavischen Länder in der Vergangenheit nur wenig auf die Solarenergie konzentriert. Die Vorteile kleinerer Photovoltaik(PV)-Aufdachanlagen kombiniert mit Home-Energy-Management-Systemen (HEMS ) rücken nun jedoch in den Vordergrund. Schweden, Dänemark und Finnland erhöhen die installierte PV-Kapazität, unterstützt durch staatliche Subventionen, die sich zunehmend auf Systeme unter 20 Kilowatt (kW) konzentrieren. 

Norwegen hat die Notwendigkeit von HEMS in Kombination mit Solaranlagen auf Dächern erkannt und neben der bestehenden PV-Förderung eine öffentliche Förderung für Energiemanagementsysteme eingeführt. 

Die Schlussfolgerung? Solarenergie in kleinem Maßstab wird an Bedeutung gewinnen und sich zusehends verbreiten. Die Koppelung von PV mit Wärmepumpen, E-Autos und Batterien sowie die Verbindung aller Anlagen mit einem HEMS kann sicherstellen, dass der lokal erzeugte Strom – zum Maximieren von Selbstversorgung, Senken von Kosten und der Verringerung von Netzüberlasten – optimal genutzt wird.

2. Flexibilität auf der Nachfrageseite – Time-of-Use-Tarife und Intraday-Handel

Lastverschiebung je nach Preisschwankungen

Diese Zunahme der dezentralen Erzeugung verlagert den Schwerpunkt in der Wertschöpfungskette nach unten. Da die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien von Natur aus weniger zuverlässig und regulierbar ist als die zentrale Erzeugung, steigt der Bedarf an Flexibilität an anderer Stelle im System. Infolgedessen nimmt die Bedeutung der nachfrageseitigen Flexibilität exponentiell zu.

In Schweden gibt es beispielsweise erhebliche Preisunterschiede zwischen den nördlichen und südlichen Regionen; zudem treten häufig Probleme bei der Nord-Süd-Übertragung auf. Am 12. Februar 2021 erreichte der Marktpreis für Strom so zum Beispiel in den südlichen schwedischen Preisregionen 250 Euro/Megawattstunde (MWh), während der Preisdurchschnitt des gesamtes Tages bei 80 Euro lag. Eine Verringerung der Nachfrage in Stresszeiten durch nachfrageseitige Maßnahmen würde den Preis pro Kilowattstunde (kWh) senken, stabilisieren und das Risiko von Stromengpässen in gefährdeten Regionen verringern.

Durch die weitere Verbreitung von HEMS und die Ergänzung bestehender Time-of-Use-Tarife um eine Teilnahmemöglichkeit am Intraday-Handel könnten Unternehmen und Nutzer:innen von solchen Preisschwankungen profitieren. Es würden neue Einnahmequellen eröffnet, die Energierechnungen auf einem Minimum halten und das gesamte System ins Gleichgewicht bringen könnten.

3. Steigende Zahl von EVs stellt Stromnetze vor Herausforderungen

Die enorme Zunahme von E-Autos und Ladepunkten in Skandinavien wurde bereits herausgestellt. Laufende Subventionen, zum Beispiel in Finnland, lassen keine Verlangsamung dieses Tempos erwarten.

In Schweden ist die Netzqualität zum Beispiel bekanntermaßen schlecht, sodass hohe Investitionen erforderlich wären, um das Netz für einen derartigen Ausbau der Ladeinfrastruktur fit zu machen. In Dänemark ist die Installation eines Netzanschlusses mit einer Wartezeit von etwa einem Jahr verbunden und darüber hinaus äußerst kostspielig. Glücklicherweise gibt es eine Alternative.  

Um den Bedarf an Netzerweiterungen auf ein absolutes Minimum zu beschränken, ist ein lokales dynamisches Lastmanagement eine wichtige Lösung zur Senkung der Investitionskosten - unter Berücksichtigung anderer Verbräuche, z. B. der Gebäudelasten in einem Einzelhandelsgeschäft oder einer Produktionsanlage. Dies ermöglicht es den Betreibern von Ladestationen, die Ladekapazität für E-Fahrzeuge an einem Standort um das bis zu 8-fache zu erhöhen. 

Um die Netzentgelte dauerhaft zu senken, ermöglicht das Peak Shaving eine Reduzierung der Spitzenlast um bis zu 76 Prozent – bei gleichzeitiger Senkung der Betriebskosten. 

4. Lokale Gateways als Herzstück künftiger Energiemanagementsysteme

Die Use Cases für Energiemanagement-Lösungen werden immer komplexer und datenintensiver, wie zum Beispiel der oben genannte Intraday-Handel oder die Teilnahme an Märkten für Primärregelreserve (FCR). Diese Use Cases erfordern eine Latenzzeit von Null und eine Betriebszeit von 100 Prozent, um ein zuverlässiges System zu gewährleisten.  

Die Vermeidung langer Verbindungszeiten und von Verbindungsproblemen in einem zunehmend vernetzten System ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Stabilität und Zuverlässigkeit, insbesondere an Standorten mit vielen Energieanlagen.

Außerdem ist ein hohes Maß an Flexibilität erforderlich, um verschiedene Geräte herstellerunabhängig, schnell und sicher einzubinden. Lokale Gateways wie die gridBox werden ein entscheidendes Instrument sein, um die Skalierung von Erneuerbare-Energien-Projekten einfach und schnell zu ermöglichen. 

„Unternehmen müssen sich jetzt darauf konzentrieren, komplexere Use Cases mit ganzheitlichen, intelligenten Energiemanagement-Lösungen zu implementieren“

Der für die skandinavischen Länder zuständige Account Executive bei gridX, Maximilian Müller, freut sich darauf, dass Skandinavien den nächsten Schritt in die Ära der sauberen Energie macht. „Die Nordics sind unglaublich fortschrittlich, wenn es um die Einführung von Erneuerbare-Energien-Anlagen geht. Jetzt müssen sich die Unternehmen darauf konzentrieren, komplexere Use Cases mit ganzheitlichen, intelligenten Energiemanagement-Lösungen zu implementieren, die erneuerbaren Strom kosteneffizienter, skalierbarer und zuverlässiger als je zuvor machen.“

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