Veröffentlicht:
16. Mai 2023
Zuletzt aktualisiert:
15. Juni 2023

Niedrig kaufen. Hoch verkaufen.

Es klingt beim ersten Hören wie ein billiger Ratschlag eines selbsternannten YouTube-Investment-Coaches, der dazu verleiten soll, Ersparnisse zu verspielen. In Wirklichkeit steckt allerdings ein ziemlich solider Ratschlag für das Energiemanagement zu Hause dahinter. Denn im Gegensatz zu Aktienpreisen sind die Einzelhandelspreise für Strom (zumindest kurzfristig) recht gut vorhersehbar. Meist werden sie nämlich bereits einen Tag im Voraus bekannt gegeben. Gut zu wissen, denn das ermöglicht den Verbraucher:innen, risikofrei und mühelos Gewinne zu erzielen – vorausgesetzt, sie verfügen über ein smartes Energiemanagementsystem (EMS).

Vorhersehbare Volatilität

Wer in den letzten 12 Monaten die Nachrichten verfolgt hat, wird viel über schwankende und steigende Strompreise gehört haben. Und ja, der durchschnittliche Großhandelspreis für eine Megawattstunde in Deutschland stieg von 168 Euro im Januar 2022 auf 469 Euro im August und fiel dann wieder auf 102 Euro im März 2023. Aber das ist nur die eine Hälfte der Geschichte. Die andere Hälfte – die Volatilität – verbirgt sich hinter dem Durchschnitt. Wenn wir uns die Strompreise genauer ansehen, erkennen wir, dass es an den meisten Tagen ein Muster gibt, das auch als Entenkurve bezeichnet wird. Wir haben hohe Preise in den Morgenstunden, niedrige Preise während der Mittagszeit, wenn die Solarproduktion hoch ist, eine Rückkehr zu hohen Preisen am Abend und wieder niedrige Preise während der Nacht. Im Durchschnitt betrug der Unterschied zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Preis an einem beliebigen Tag in Deutschland im Jahr 2022 mehr als 200 Euro/MWh (20ct/kWh).

Durchschnittliche Intraday-Strompreisspanne in Europa

Durchschnittliche Differenz zwischen dem täglichen Mindest- und Höchstpreis im Jahr 2022 (Euro/MWh)

Umrechnung von Großhandels- in Einzelhandelsstrompreise

Die Endkundenstrompreise sind jedoch etwas komplexer als die Großhandelspreise – unter anderem verzerren Steuern, Abgaben, Netzgebühren den Preis beträchtlich. Glücklicherweise sind einige vorausschauende Energieversorger bei den von ihnen angebotenen Preisen transparent. Und so ist es für jeden, der ein bisschen Mathe und eine Affinität zu Tabellenkalkulationen hat, ein Leichtes, die Funktion zur Umrechnung von Großhandelspreisen in Einzelhandelspreise abzuleiten. Als wir die Zahlen durchrechneten (Mai 2023), kamen wir auf das folgende Ergebnis:

Einzelhandelspreis (Cent/kWh) = Großhandelspreis (Euro/MWh) / 10 + 12

Oder anders ausgedrückt: Nimm den in Euro pro MWh angegebenen Großhandelspreis, rechne ihn in Cent pro kWh um, sprich teile den Wert durch 10, und addiere anschließend 12 Cent.

Nachts billig. Mittags billig.

Durchschnittlicher Einzelhandelspreis in Deutschland

Durchschnittlicher Einzelhandelspreis in Deutschland
Durchschnittlicher Endkundenstrompreis in Deutschland im Jahr 2022 nach Tageszeit (Cent/kWh)

Wendet man die Formel auf die Großhandelspreise in Deutschland im Jahr 2022 an, so stellt man fest, dass Strom nachts (00:00 bis 06:00 Uhr) und mittags (13:00 bis 16:00 Uhr) am billigsten ist. Am teuersten sind die Preise in den Morgenstunden, mit einer Spitze um 08:00 Uhr, und abends um 19:00 Uhr.

Wie Pendler:innen davon profitieren könnten

Betrachten wir eine:n durchschnittliche:n Pendler:in und wie diese:r von dynamischen Preisen in Verbindung mit einem smarten Energiemanagement profitieren könnte. Zunächst legt ein:e durchschnittliche:r Pendler:in in Deutschland 17 Kilometer (km) für eine einfache Strecke zurück, das sind 34 km pro Tag. Geht man von einem Stromverbrauch von 15 kWh/100 km aus, entspricht das 5,1 kWh/Tag.

Durchschnittlicher Endkundenstrompreis in Deutschland im Jahr 2022 nach Tageszeit (Cent/kWh)

Ohne Energiemanagement würde der Ladevorgang höchstwahrscheinlich folgendermaßen ablaufen:

  • Ankunft am Arbeitsplatz um 8:30 Uhr – Laden von 2,55 kWh zu 41,24 Cent/kWh. Das sind 1,05 Euro.
  • Ankunft zu Hause um 18:30 Uhr – Laden von 2,55 kWh zu 40,75 Cent/kWh. Weitere 1,04 Euro.

Das macht insgesamt 2,09 Euro für Strom pro Tag.

Durchschnittlicher Endkundenstrompreis in Deutschland im Jahr 2022 nach Tageszeit (Cent/kWh)

Mit Energiemanagementwird der Ladevorgang so lange verzögert, bis der Strom günstig ist:

  • Ankunft am Arbeitsplatz um 8:30 Uhr, Beginn des Ladevorgangs um 14:00 Uhr – Laden von 2,55 kWh zu 30,65 Cent/kWh. 0,78 Euro.
  • Ankunft zu Hause um 18:30 Uhr, Beginn des Ladevorgangs um 04:00 Uhr – Laden von 2,55 kWh zu 30,81 Cent/kWh. 0,79 Euro.

Das ergibt insgesamt 1,57 Euro für Strom pro Tag. Ohne das Ladeverhalten in irgendeiner Weise zu ändern, könnte unser:e E-Autofahrer:in also mit einem intelligenten EMS automatisch 25 Prozent seiner Stromrechnung einsparen.  

Mehr als nur Laden

Dieser exemplarische Ladevorgang ist nur ein Beispiel dafür, wie Verbraucher:innen von dynamischen Strompreisen profitieren können. Weitere Beispiele sind:

  • Flexiblere Großverbraucher: Wärmepumpen erfreuen sich derzeit wachsender Beliebtheit. Da selbst durchschnittlich isolierte Häuser die Raumtemperatur über mehrere Stunden aufrechterhalten können, lässt sich der Betrieb von Wärmepumpen problemlos in Schwachlastzeiten verlagern.  
  • Absicherung gegen hohe Strompreise: Wenn es die Gesetzgebung zulässt, könnten Verbraucher:innen ihre Batterien auch zur Absicherung gegen hohe Strompreise verwenden, indem sie in Zeiten niedriger Preise laden und die Batterie in Zeiten hoher Preise zur Stromversorgung ihres Hauses nutzen.
  • Arbitrage: Verbraucher:innen könnten ihre Batterien in Zeiten niedriger Preise aufladen und diesen Strom bei hohen Preisen wieder an das Netz verkaufen (nur bei großen Preisspannen möglich) oder die Netzeinspeisung aus ihrer PV-Anlage auf Zeiten hoher Preise verlagern.
Das Leben ist zu kurz, um sich um die Stromkosten zu sorgen. Lass das ein Energiemanagementsystem erledigen.

Eine Win-Win-Win-Situation

Unser Account Executive Marlon von Coburg glaubt fest daran, dass das Laden von E-Autos mit der richtigen Lösung keine zusätzlichen Herausforderungen mit sich bringt, sondern vielmehr erhebliche Vorteile. „Das Leben ist zu kurz, um sich um die Stromkosten zu sorgen. Lass das ein Energiemanagementsystem erledigen – und gleichzeitig das Stromnetz und unseren Planeten unterstützen“, sagt er. Hier sind die Vorteile des smarten Ladens mit einem EMS:‍

  • Finanzielle Einsparungen: Der offensichtlichste Gewinn bei der Verlagerung des Verbrauchs in Niedrigpreisperioden – weniger Kosten.‍
  • Reduzierung der CO2-Emissionen: Niedrige Preise fallen in der Regel mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix zusammen. Die Förderung des Verbrauchs in kohlenstoffarmen Zeiten außerhalb der Spitzenlastzeiten senkt daher die Emissionen.
  • ‍Netzstabilität: Für Verbraucher:innen besteht ein Anreiz, ihre Last auf Zeiten mit geringerer Nachfrage zu verlagern. Das reduziert den Bedarf an Netzausbau.

Wie eingangs erwähnt, könnte das, was sich erstmal wie ein lausiger Investitionsratschlag anhört, ein wertvolles Puzzlestück für die Energiewende sein, das die richtigen Anreize schafft, CO2-Emissionen reduziert und Kosten senkt.

Report herunterladen!
HEMS: Bestandsaufnahme und Perspektiven
Mit der zunehmenden Integration von Wärme, Mobilität und Elektrizität wird das Zuhause zum Energiehub der Zukunft.
Bleib auf dem Laufenden!
Melde dich für unseren Newsletter an. Kein Spam. Nur ein Update pro Monat. Melde dich jederzeit ab.
Vielen Dank! Die Daten wurde empfangen!
Hoppla! Etwas ist beim Verarbeiten des Formulars schiefgegangen.